Posted on March 28, 2012 at 5:05 AM |
![]() |
Passend zu Ostern, hier die Krezigungsexperimente von Frederick Zugibe:
Es braucht einiges, um erfahrene Gerichtsmediziner in Erstaunen zu setzen, doch das Bild, das im Januar 1984 auf Seite 9 des Canadian Society of Forensic Science Journal abgedruckt war, dürfte es geschafft haben. Der Leser blickte in ein dunkel getäfeltes Zimmer mit biederen Vorhängen, in dem ein junger Mann in Shorts an einem Kreuz hing. Am Oberarm trug er eine Manschette zur Blutdruckmessung, auf der Brust klebten Elektroden, deren Kabel zu einem Schreiber führten.
Ein bärtiger älterer Mann in einem weißen Arztkittel stand daneben und horchte mit einem Stethoskop die Lunge des jungen Mannes ab.Wenn man es nicht für undenkbar hielte, könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass da einer im Wohnzimmer die Kreuzigung Jesu nachstellte – und genau das tat er. Der Titel des Fachbeitrags lautete »Tod durch Kreuzigung«.
Frederick Zugibe, Gerichtsmediziner von Rockland County nördlich von Manhatten, hat sich ein ungewöhnliches Fachgebiet ausgesucht. »Ich gelte weltweit als die Autorität in Sachen Kreuzigung«, sagte der heute 80-jährige Pathologe kürzlich dem Wissenschaftsmagazin Zeitwissen.
Mit 20 Jahren las er zum ersten Mal einen Fachartikel über »Die physischen Leiden unseres Herrn«, seither hat er darüber seine eigenen Theorien aufgestellt. Und weil Theorien ohne harte Fakten nichts wert sind, ließ er sich von einem gewissen Pater Weyland vom Orden des Göttlichen Wortes ein 2,30 Meter hohes Kreuz zimmern, an das er bei sich zu Hause Hunderte von Versuchspersonen hängte.
Die meisten wissenschaftlichen Abhandlungen über die Kreuzigung seien von Leuten mit zwar redlichen Absichten, jedoch beschränktem medizinischem Wissen geschrieben worden, oder von Leuten, deren religiöses Feuer sie zu unhaltbaren Befunden getrieben habe, kann man in Zugibes Kreuzigungsstudie lesen.
Er selbst ist zwar ebenfalls gut katholisch, aber eben auch Wissenschafter, und als solcher war ihm bald klar, dass die Theorien des anderen großen Kreuzigungsforschers, Pierre Barbet, Unsinn waren. Barbet glaubte mit seinen Experimenten in den 1930er-Jahren bewiesen zu haben, das Jesus am Kreuz erstickt sei, weil die hängende Position einen Atemstillstand verursacht habe. Von seinen Freiwilligen, versichert Zugibe, habe keiner je nach Luft gerungen.
Wer übrigens glaubt, es sei schwierig, Freiwillige für Kreuzigungsexperimente zu finden, täuscht sich. Die ersten knapp 100 Versuchspersonen waren Angehörige einer lokalen religiösen Gemeinschaft. »Die hätten mich bezahlt dafür. Jeder wollte hoch, um zu sehen, wie es sich anfühlt«, sagte Zugibe der Journalistin Mary Roach, die in ihrem Buch über Leichen, Stiff, ein Kapitel den Kreuzigungen widmet.
Obwohl Zugibe antike Eisennägel aus einem römischen Lager in Schottland besitzt, nagelte er seine Versuchspersonen nicht ans Kreuz. Er hatte vielmehr Manschetten angefertigt, in denen die Hände mittels Bolzen am Querbalken fixiert werden konnten. Die Füße steckten in einem Gurt, der um den Längsbalken führte. Zwischen 5 und 45 Minuten hielten es die Versuchspersonen aus.
Zugibe kontrollierte ihre Herztätigkeit, bestimmte den Sauerstoffgehalt im Körper, horchte die Lunge ab und nahm Blutproben. Die Leute klagten über Muskelschmerzen und Krämpfe, manche hatten Schweißausbrüche und bekamen Panik. Sie konnten das Experiment jederzeit abbrechen. Für den Notfall standen ein Defibrillator und ein Beatmungsgerät bereit. Gebraucht habe er sie nie, sagt Zugibe.Nach den ausgedehnten Versuchen glaubt er die Todesursache von Jesus abschließend bestimmt zu haben: Er starb an Herz- und Atemstillstand, verursacht durch hohen Blutverlust und traumatischen Schock.
Quelle: "Das neue Buch der verrückten Experimente", S. 182
Posted on March 28, 2012 at 5:00 AM |
![]() |
Als unbedarfter Laie kann man leicht den Eindruck gewinnen, wissenschaftliche Versuche genössen in der Rockmusik keinen hohen Stellenwert als Songmaterial. Welch ein Irrtum! Im Windschatten von Sex und Drogen hat sich das Experiment unbemerkt von Experten und Fans als eigene Songkategorie etabliert. Und auch wenn den meisten dieser Kompositionen kein Chart-Erfolg vergönnt war, so machen sie diesen Makel mit ihrem pädagogisch-didaktischen Verdienst bei der Bildung von kiffenden Punks weg (ja, es gibt tatsächlich Punksongs über Experimente!). Als kleine Hommage an diese verkannten Werke der Rockgeschichte, habe ich für Spiegel-Online die Experimente-Charts zusammengestellt.
Hier mein Experimente-Lieblingssong: Farewell Kontiki von Fernando Express...
Posted on March 28, 2012 at 4:50 AM |
![]() |
Das neue Experiment aus dem aktuellen NZZ Folio: : Mit einer Art Plattenspieler brachte der Botaniker Karl C. Hamner 1961 am Südpol die Erde zum Stillstand – für ein paar Hamster jedenfalls. Zum Artikel
Posted on February 7, 2012 at 8:35 AM |
![]() |
Meine erste Kolumne auf "Spiegel Online" dreht sich um Experimente an ungewöhnlichen Orten - zum Beispiel im Striplokal!
Dazu gibt es auch die "Google-Karte" der verrückten Experimente.
Die Weltkarte der verrückten Experimente auf einer größeren Karte anzeigen
Posted on February 7, 2012 at 8:25 AM |
![]() |
Das neue Experiment aus dem aktuellen NZZ Folio: Giles Bindleys Referat aus dem Jahr 1983 wird keiner der anwesenden Urologen je vergessen. Er forderte das Publikum auf, seine Erektionsstudie eigenhändig zu überprüfen. Zum Artikel
Posted on January 28, 2012 at 8:15 AM |
![]() |
Posted on January 28, 2012 at 8:05 AM |
![]() |
Vor hundert Jahren fand der amerikanische Epidemiologe Joseph Goldberger mit unappetitlichen Versuchen heraus, wie die Krankheit Pellagra entstand. Zum Artikel
Posted on January 28, 2012 at 8:00 AM |
![]() |
Posted on October 18, 2011 at 4:10 AM |
![]() |
Heute um um 10 Uhr 40 auf Radio 1: Warum Erkältungen nichts mit Frieren zu tun haben. Hier der Film dazu:
You need Adobe Flash Player to view this content.
Für alle, die es verpasst haben gibt es hier die Geschichte dazu.
Posted on October 7, 2011 at 8:50 AM |
![]() |
Als der Tierschützer Bernhard Grzimek in den 1960er Jahren herausfinden wollte, wie ein Rhinozeros die Welt sieht, machte er sich auf die Suche nach einem Gumminashorn. Zum Artikel.
Posted on October 7, 2011 at 8:50 AM |
![]() |
Die Ergebnisse eines 1981 durchgeführten Experiments zum Vorgehen bei häuslicher Gewalt haben bis heute enormen Einfluss auf die Polizeiarbeit – obwohl sich zeigte, das sie falsch waren. Zum Artikel.
Posted on October 7, 2011 at 8:40 AM |
![]() |
Auf DRadio Wissen sprach ich 90 Minuten (!) über verrückte Experimente. Den Podcast gibt es hier.
Posted on September 7, 2011 at 1:00 PM |
![]() |
Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums von NZZ Folio haben wir Rückschau auf einige unserer alten Rubriken gehalten. Hier Teil eins davon:
Die Kolumne «Spektrum der Wissenschaft» machte die unfreiwillig komischen Seiten der Forschung zum Thema. Von Dezember 1999 an wurde darin fünf Jahre lang über Facharbeiten berichtet, die garantiert keinen Nobelpreis einbringen. Hier meine zehn persönlichen Spitzenreiter:
1. Komödienvorlieben von Frauen während des Menstruationszyklus (Communication Research, Vol. 14, S. 204–218 )
2. Effekt der Körperhaltung der Serviertochter auf das Trinkgeld in Restaurants (Journal of Applied Social Psychology, Vol. 23, S. 678–685)
3. Griechische und deutsche Verabschiedungen am Telefon: Muster von Rückmeldung und Einigung (Pragmatics, Vol. 8, S. 79–94)
4. Erforschen der Verbindungen zwischen Persönlichkeit und Gebrauch der Fernsehfernbedienung (Personality and Individual Differences, Vol. 20, S. 483–489)
5. Sex, Lügen und Herbizide (Nature Biotechnology, Vol. 18, S. 241)
6. Unterscheidung von Musik durch Karpfen (Animal Learning & Behaviour, Vol. 29, S. 336–353)
7. Kranke Mädchen in der norwegischen Kunst (Tidsskrift for den Norske Laegeforening, Vol. 111, S. 3663–3666)
8. Champagnerkorkenverletzung am Auge (Lancet, Vol. 2, S. 487–489)
9. Drei Fälle umstrittener Vaterschaft bei Hunden, bestimmt mit DNAFingerabdruck (New Zealand Veterinary Journal, Vol. 39, S. 61–64)
10. Beine übereinanderschlagen: Vorkommen und Vererbung (Neuropsychologia, Vol. 32, S. 747–750)
Posted on August 28, 2011 at 12:50 AM |
![]() |
You need Adobe Flash Player to view this content.
Posted on July 16, 2011 at 3:52 AM |
![]() |
Vor 85 Jahren wollte der Forstwirtschafter Leo Isaac messen, wie weit Flugsamen durch die Luft getragen werden. Seine Erfahrung mit Holz für den Flugzeugbau kam ihm dabei gelegen. Zum Artikel.
Posted on June 14, 2011 at 6:26 PM |
![]() |
Vergeht die Zeit wirklich langsamer, wenn wir uns fürchten? Der amerikanische Neurowissenschafter David Eagleman wollte es auf einem fünfzig Meter hohen Turm herausfinden. Zum Artikel.
You need Adobe Flash Player to view this content.
Posted on April 16, 2011 at 3:48 AM |
![]() |
Eine armselige Hütte auf Spitzbergen war im Sommer 1955 der Ort eines wissenschaftlichen Versuchs mit zwölf fabrikneuen Rolex Oyster-Perpetual – die alle falsch gingen. Zum Artikel.
Posted on April 14, 2011 at 6:21 PM |
![]() |
Steigern hohe Boni die Leistung? Der amerikanische Verhaltensökonom Daniel Ariely wollte es herausfinden – in einem indischen Bauerndorf. Zum Experiment.
Posted on March 14, 2011 at 6:11 PM |
![]() |
Das aktuelle Experiment in NZZ Folio dreht sich um diesen tanzenden Papagei.
You need Adobe Flash Player to view this content.
Posted on May 21, 2009 at 5:32 PM |
![]() |
Bild.de hat einen kurzen Artikel über mein Buch veröffentlicht. worauf es bei Amazon auf Platz 728 vorstiess. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?